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                Ausgangslage 
                Der Bäcker backt die Brötchen in der Regel nicht vorrangig, um für die Kunden zu sorgen, sondern um Geld zu 
				verdienen. Da hat Adam Smith recht. Allerdings bemühte sich der 
				Bäcker zu seiner Zeit in der Regel gleichwohl, gute, gesunde, 
				handwerklich gelungene und nicht überteuerte Brötchen 
				herzustellen, und das nicht nur aus der Furcht heraus, die 
				Kunden könnten andernfalls zur Konkurrenz abwandern, sondern auch 
				aufgrund von Berufsethos, Handwerkerstolz und überlieferten Maßstäben von Anstand und ethisch angemessenem 
				Verhalten auch im wirtschaftlichen Bereich. Hätte der Bäcker 
				kontinuierlich gegen diese Maßstäbe verstoßen, wäre er 
				vielleicht wohlhabender, aber auch zum Paria geworden. 
                Der moderne Kapitalismus hat nicht nur diese Maßstäbe von 
				Anstand und ethisch korrektem Verhalten im wirtschaftlichen 
				Bereich hinweggefegt, sondern sogar zumindest in großen und vor 
				allem in einflussreichen Teilen der Gesellschaft den blanken, rücksichtslosen 
				Egoismus als neues Verhaltensideal etabliert. Als Vorbild gilt 
				vielen Menschen inzwischen, wer reich und erfolgreich ist – wie auch immer er es 
				geworden ist. Kurzum: Der Kapitalismus hat sich inzwischen fast 
				aller moralischen und ethischen Hemmungen entledigt und seine 
				Erfüllungsgehilfen werden allenfalls noch durch strafbewehrte 
				Gesetze daran gehindert, in Verfolgung des eigenen kurzsichtigen 
				Interesses der Gewinnmaximierung den Mitmenschen und der Umwelt 
				und damit nachfolgenden Generationen – u. a. den eigenen 
				Nachkommen, sofern vorhanden – zu schaden. Und selbst die Gesetze 
				versuchen viele Unternehmen zu umgehen oder klammheimlich zu 
				brechen. 
                Politisch und gesellschaftlich bleibt es auf Dauer nicht 
				ohne Folgen, wenn sich in einem Gemeinwesen, das auf das 
				Mitwirken der Bürgerinnen und Bürger und auf ihren 
				grundsätzlichen Konsens hinsichtlich der Sozialbindung von 
				Eigentum angewiesen ist, extremer Egoismus nicht nur breitmacht, 
				sondern als ethisch gut propagiert und akzeptiert wird. – "Eigentum 
				verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der 
				Allgemeinheit dienen." steht bislang zwar noch im Grundgesetz, 
				aber in der Praxis und aufgrund der Rechtsprechung des 
				Bundesverfassungsgerichtes hat sich die Relevanz dieser Sätze 
				schon jetzt weitgehend auf das (äußerst widerwillige) Zahlen von 
				(möglichst wenig) Steuern und die Enteignung von Grundstücken zum 
				Zwecke des Straßenbaus reduziert. Ein Zerfall der Gesellschaft 
				in einander bekämpfende 
				Interessengruppen / Vermögensklassen, der Aufstieg 
				extremistischer Parteien, die Beseitigung von Meinungsfreiheit, 
				Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und letztlich der 
				Demokratie zugunsten einer Diktatur im Falle des Durchmarsches 
				einer solchen extremistischen Partei scheinen mir auch in 
				Deutschland nicht mehr völlig ausgeschlossen zu sein. Wenn ein 
				beträchtlicher Teil der Bevölkerung den Eindruck hat, ständig 
				belogen, betrogen und übervorteilt zu werden, darf man sich über 
				Unzufriedenheit und zunehmend extreme Reaktionen freilich nicht wundern. 
                Konsequenzen 
                Angesichts dieses Befundes halte ich einen grundlegenden 
				Mentalitätswandel, vermehrte Anstrengungen zur politischen und 
				wirtschaftlichen Bildung, eine Neudefinition und Kontrolle der 
				Zwecke und Ziele von Unternehmen, speziell 
				Wirtschaftsunternehmen, sowie wesentlich mehr 
				Steuergerechtigkeit insbesondere im Hinblick auf Schenkungs- und 
				Erbschaftssteuer zur 
				Verhinderung neofeudaler Verhältnisse für notwendig. 
                Mentalitätswandel 
                Der Mentalitätswandel sollte dort beginnen, wo entsprechende 
				Maßnahmen am erfolgversprechendsten sind, also in Kita und 
				Schule. Sinnvoll wäre es natürlich, wenn auch im Elternhaus eine 
				Erziehung zu Gemeinwohlorientierung, Rücksichtnahme, Fairness 
				sowie konsumkritischem Denken und Handeln etc. stattfände, aber 
				die Erfahrungen vieler Lehrerinnen und Lehrer zeigen, dass wohl 
				zum einen vielfach überhaupt nur eine rudimentäre oder gar keine 
				Erziehung durch die Eltern erfolgt und dass zum anderen Eltern, 
				die selber auf Karriere und/oder Konsum fixiert sind, ihre Kinder nicht im Sinne der 
				Werte des Grundgesetzes erziehen können und wollen. Kindern und Jugendlichen 
				sollte deshalb generell durch Wort und Tat und in der Schule speziell im Rahmen eines 
				Ethik- und Politikunterrichts Grundlegendes nicht nur über 
				individuelle Freiheiten und Rechte, sondern auch über die 
				Voraussetzungen des Gelingens eines friedlichen Miteinanders, 
				über Interessenausgleich und über ihre Verantwortung für das 
				Gemeinwesen und für die Gestaltung 
				der Zukunft über die nächsten vier oder fünf Jahre hinaus 
				vermittelt werden. 
                Je nach Elternhaus wird man dabei – z. B. bei 
				Flüchtlingen und Migranten und Menschen mit 
				Migrationshintergrund, soweit sie patriarchalische Einstellungen 
				und Strukturen sowie die Einordnung in einen Clan gewohnt sind – mehr 
				die individuellen Freiheitsrechte verdeutlichen oder – z. B. bei 
				Kindern und Jugendlichen aus der karrierebewussten gehobenen 
				Mittelschicht oder gar bei Töchtern und Söhnen von Managern, 
				Unternehmern und Vermögensverwaltern – mehr die 
				Gemeinwohlorientierung und die Fähigkeit zu konsumkritischem 
				Denken fördern müssen. Für solche Aufgaben, die bislang nicht 
				zum Kernauftrag der Schulen gehörten, weil man davon ausging, 
				dass Eltern ihre Kinder zur Selbständigkeit, aber auch zu 
				Anstand und Menschenfreundlichkeit erziehen, benötigt man 
				allerdings entsprechend qualifizierte Erzieherinnen und 
				Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer sowie möglicherweise auch 
				deutlich mehr Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen. Auch kann 
				eine Erziehung zu Anstand und Menschenfreundlichkeit in Kita und 
				Schule wohl kaum gelingen, wenn sie nicht nur vom Elternhaus 
				bewusst oder unabsichtlich konterkariert wird, sondern generell 
				in der Gesellschaft und speziell in der Wirtschaft Personen den 
				Ton angeben, die Karriere und Konsum und die Anhäufung 
				größtmöglichen Reichtums mit welchen Mitteln und zu wessen 
				Lasten auch immer propagieren und vorleben – und damit 
				durchkommen oder sogar dafür bewundert werden. Es ist deshalb 
				notwendig, auch bei den Erwachsenen und speziell im 
				Wirtschaftsleben die Maßstäbe des Handelns zu ändern. 
                Politische und wirtschaftliche Bildung 
                Außer hinsichtlich der Vermittlung grundlegender 
				demokratischer Tugenden und Fähigkeiten müssten Schulen und 
				später bei Erwachsenen Presse und sonstige Medien auch 
				hinsichtlich der Bildung der Bürger(innen) in politischen und 
				wirtschaftlichen Fragen meines Erachtens viel stärker aktiv 
				werden. Es ist immer wieder bestürzend, aus der Presse – z. B. 
				regelmäßig vor wichtigen Wahlen – zu erfahren, dass große Teile 
				der Bevölkerung das politische und das wirtschaftliche System 
				der Bundesrepublik Deutschland nicht einmal ansatzweise 
				verstehen und dann womöglich eine Partei wählen, deren Ziele dem 
				Eigeninteresse der Wählerin oder des Wählers diametral 
				widersprechen. Wer z. B. als Arbeitnehmer oder als Arbeitsloser 
				oder als Rentner eine Partei wählt, die primär die Interessen 
				gut betuchter Selbständiger und wohlhabender Unternehmer oder 
				Aktionäre vertritt, weil er sich an Äußerlichkeiten wie dem 
				Aussehen oder den Umgangsformen des politischen Personals oder 
				an populistischen Parolen, die die grundlegenden Absichten der Partei eher verschleiern als offenbaren, 
				orientiert statt an den langfristigen inhaltlichen Zielen der 
				Partei, oder wer als Mensch mit Migrationshintergrund die AfD 
				wählt, ist offensichtlich in politischer und wirtschaftlicher 
				Hinsicht ahnungslos. Vor jeder Bundestagswahl wird sogar 
				regelmäßig festgestellt, dass viele Wähler(innen) den genauen 
				Unterschied zwischen Erst- und Zweitstimme nicht kennen und die 
				Erststimme irrigerweise für wichtiger halten. 
                Letztlich muss es darum gehen, den Bürgerinnen und Bürgern die 
				langfristigen Folgen ihres persönlichen und politischen Handelns 
				oder eben auch ihres Nichthandelns sowie ihrer Wahlentscheidungen 
				oder eben auch ihrer Wahlverweigerungen darzulegen / bewusst zu 
				machen und sie in die Lage zu versetzen und davon zu überzeugen, 
				verantwortungsvoll zu leben. 
                Ich weiß derzeit nicht, wie man diesem Mangel an politischer und 
				wirtschaftlicher Bildung und wahrscheinlich auch an Interesse 
				daran, diese Bildung zu erwerben, abhelfen kann, ohne zu – 
				verfassungsrechtlich wohl auch gar nicht machbaren – 
				Zwangsmaßnahmen wie z. B. einer Eignungsprüfung vor jeder Wahl 
				oder zumindest in regelmäßigen Abständen zu greifen. Angebote 
				zur politischen und wirtschaftlichen Bildung gibt es – z. B. im 
				Internet – schließlich durchaus, aber offensichtlich schauen 
				sich viele Menschen – und zwar gerade auch die Uninformierten – 
				lieber unterhaltsame Videos/Filme an oder konsumieren emotional 
				ansprechende Fake News auf Facebook als sich auf seriösen 
				Webseiten zu informieren. Ich weiß aber, dass diese Unbildung, 
				die durch YouTube, Facebook, Twitter etc. oder auch durch 
				Privatsender, die jede Menge Unterhaltung, aber kaum seriöse 
				Informationen bringen, massiv gefördert wird, eine große Gefahr 
				für die Demokratie darstellt: Alle autoritären Herrscher, die 
				nicht ausschließlich auf nackte Gewalt setzen, sondern den 
				Schein demokratischer Legitimation wahren wollen – z. B. Putin, 
				Erdogan, Orban oder Jaroslaw Kaczynski – stützen ihre Herrschaft 
				auf den (weitgehend) politisch und wirtschaftlich ungebildeten Teil der Bevölkerung, der 
				leider in vielen Ländern immer noch die Mehrheit stellt. 
                Neudefinition und Kontrolle der Unternehmenszwecke und -ziele 
                Das Ziel größerer Wirtschaftsunternehmen ist im gegenwärtigen 
				Kapitalismus üblicherlicherweise nicht nur die Gewinnerzielung, 
				sondern die Gewinnmaximierung. Die Betriebs- bzw. 
				Unternehmenszwecke sind üblicherweise die Herstellung und 
				Verteilung von Gütern und/oder die Erbringung von 
				Dienstleistungen. Ziele wie Erhalt und Sicherung der 
				Arbeitsplätze, gutes Arbeitsklima, Umweltschutz und 
				Ressourcenschonung, Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung 
				im In- und Ausland oder gesellschaftliches Ansehen / gutes Image 
				sind in der Regel dem Ziel der Gewinnmaximierung untergeordnet 
				und werden im Fall von Zielkonflikten hintangestellt, sofern sie 
				nicht – wie z. B. Arbeitsschutz- und Umweltschutzauflagen – 
				gesetzlich vorgeschrieben sind und nicht umgangen werden können. 
				Soweit gesellschaftliches Engagement wahrnehmbar ist, handelt es 
				sich meistens um
				externe Public Relations, nicht um einen uneigennützigen 
				Einsatz für die Gesellschaft. 
                Ebenso werden Ziele wie hohe Qualität der Produkte / 
				Dienstleistungen oder Ehrlichkeit gegenüber dem Kunden z. B. 
				hinsichtlich der Aussagen zum Material und zu den 
				Herstellungsbedingungen oder bei Preiserhöhungen – die oft 
				indirekt durch Verwendung schlechteren und deshalb billigeren 
				Materials oder durch möglichst unauffällige Mengenreduzierung 
				erfolgen – dem Ziel der Gewinnmaximierung untergeordnet. 
				Besonders dominant ist dieses Ziel bei 
				Aktiengesellschaften, wenn die Aktien breit gestreut sind und es 
				keinen Hauptaktionär gibt, der sich dem Unternehmen persönlich 
				verbunden weiß, denn der gewöhnliche Aktienbesitzer oder 
				Fondverwalter erwirbt, hält und veräußert Aktien eben 
				ausschließlich um des kurzfristigen Gewinns willen – ohne Berücksichtigung humanitärer Aspekte oder von 
				Nachhaltigkeitskriterien. 
                Um das zu ändern, müsste es – da von den derzeit aktiven 
				Managern und Unternehmern oder gar von gewöhnlichen Aktionären offenbar keine Hinwendung zu 
				sozialerem und nachhaltigerem Wirtschaften zu erwarten ist – 
				zum einen einen verbindlichen Katalog von gemeinwohlorientierten 
				Unternehmensregeln und -zielen neben der Gewinnerzielung geben 
				und zum anderen eine unternehmensinterne, mit umfassenden 
				Beteiligungs- und Zugriffsrechten ausgestattete Instanz, die die 
				Einhaltung der Regeln und die Fokussierung auf die 
				gemeinwohlorientierten Ziele ständig einfordert und überwacht 
				sowie die Ergebnisse protokolliert und veröffentlicht, quasi als 
				institutionalisiertes gesellschaftliches Gewissen des 
				Unternehmens und als ethisches Controlling. Diese Instanz müsste 
				deutlich mehr Rechte und Pflichten haben als ein 
				Betriebsbeauftragter und gemeinwohlschädliche Vorhaben 
				verhindern können und müssen. Die 
				generellen gemeinwohlorientierten Ziele müssten gesetzlich festgelegt 
				werden und für alle Unternehmen gelten, damit die 
				Chancengleichheit im Wettbewerb gewahrt bleibt. Ausländische 
				Unternehmen, die in Deutschland Waren oder Dienstleistungen 
				anbieten oder für deutsche Unternehmen Waren(teile) oder 
				Dienstleistungen im Ausland produzieren, aber sich nicht an die deutschen 
				oder inhaltlich vergleichbare ausländische Gesetze halten, müssten um der Chancengleichheit willen mit 
				Strafzöllen belegt werden oder ihre Tätigkeit in Deutschland bzw. für 
				Kunden in Deutschland müsste schlichtweg verboten werden. 
                Eine unternehmensinterne Instanz ist notwendig, weil eine 
				externe Instanz, z. B. Polizei und Staatsanwaltschaft, 
				erfahrungsgemäß zu einem frühzeitigen Eingreifen in der Regel nicht in der Lage ist und ebenso wie Whistleblower meistens 
				erst dann aktiv wird / werden kann, wenn es bereits zu spät ist. 
				Die Mitglieder einer solchen internen Instanz dürften nicht vom 
				Unternehmen oder Betriebsrat bestimmt werden oder in irgendeiner 
				Weise von diesen abhängig sein, denn dann würden vermutlich Personen 
				berufen, denen die Gewinne des Unternehmens wichtiger sind als 
				z. B. Umweltschutz, Verbraucherschutz, Ressourcenschonung, 
				Ehrlichkeit, insbesondere auch Steuerehrlichkeit, Einhaltung von 
				Gesetzen sowie humane Arbeitsbedingungen auch bei eventuellen 
				Subunternehmen oder bei Niederlassungen in Entwicklungs- und 
				Schwellenländern. Auch die Auswahl von entsprechenden Personen 
				durch Politiker(innen) oder politische Gremien wäre 
				problematisch, da Politiker(innen) in Deutschland zwar der 
				Theorie nach dem Gemeinwohl verpflichtet sind, in der Praxis 
				aber häufig die Interessen von Unternehmen / Aktionären 
				stärker berücksichtigen als jene der Verbraucher(innen) und 
				Bürger(innen). Sie verkennen oder ignorieren dabei:
				Die Interessen 
				der Konzerne sind nicht die Interessen der Bevölkerung. 
                Die Auswahl von Personen, die in einem Unternehmen 
				stellvertretend für die Gesellschaft die Verantwortung für das 
				Gemeinwohl
                einfordern und entsprechendes Handeln initiieren, sollte deshalb 
				zumindest nicht ausschließlich von Politiker(inne)n vorgenommen 
				werden, sondern es sollten gemeinnützige Organisationen einbezogen werden, von denen man 
				aufgrund ihres bisherigen Wirkens und ihrer Statuten annehmen 
				darf, dass ihnen das Wohl der Welt und nicht nur jenes eines einzelnen 
				Unternehmens am Herzen liegt. 
                Steuern 
                Steuern dienen dazu, die Aufgaben des Staates zu finanzieren. 
				Sie dienen aber auch dazu oder können/könnten zumindest dazu 
				dienen, die Einkommens- und Vermögensverteilung zu ändern und 
				neofeudale politische Verhältnisse zu verhindern. Tatsache ist, 
				dass nicht nur die Vorstandsvorsitzenden und Vorstandsmitglieder 
				großer Aktiengesellschaften, die Vertreter von 
				Wirtschaftsverbänden sowie generell Lobbyisten von 
				Wirtschaftsunternehmen (fast) immer ein offenes Ohr bei vielen 
				Politiker(inne)n finden und mit Entscheidungen für oder gegen 
				Investitionen oder dem bloßen Drohen damit Macht und Einfluss 
				ausüben können und das auch tun, sondern dass auch einzelne 
				Unternehmer und Großaktionäre faktisch eine Macht besitzen, die 
				jene vieler demokratisch legitimierter Politiker(innen) bei 
				weitem übertrifft – und das nicht nur auf der Ebene von Städten 
				und Gemeinden, etwa beim Wohungsbau oder im Hinblick auf 
				Gewerbeflächen. Wenn z. B. die Bundeskanzlerin höchstselbst 
				dafür plädiert, den – mehrheitlich sehr profitablen – 
				Automobilherstellern möglichst keine finanziellen Lasten 
				aufzuerlegen, obwohl die Konzerne jahrelang massiv und mit 
				Absicht gegen Gesetze verstoßen und dadurch sowohl ihre 
				Kund(inn)en als auch die Allgemeinheit erheblich geschädigt haben, zeigt 
				das meines Erachtens die immense Macht der Konzerne und ihrer 
				Eigentümer/Großaktionäre. 
                Ein besonders elegantes Modell, den eigenen Vorteil bzw. den 
				Vorteil für die eigene Familie mit dem Erwecken des Eindrucks 
				von Einsatz für die Gesellschaft und mit enormer politischer 
				Einflussnahme zu verbinden, hat Reinhard Mohn mit der
				
				Bertelsmann Stiftung ersonnen: Die als gemeinnützig 
				anerkannte Stiftung wird ebenso wie der Bertelsmann-Konzern von 
				der Familie Mohn beherrscht, verbreitet die neoliberale 
				Ideologie ihres Gründers,
				
				beeinflusst in diesem Sinne Politiker(innen) nahezu aller 
				Parteien, betreibt faktisch Öffentlichkeitsarbeit für den 
				Bertelsmann-Konzern und verschafft dem Unternehmen außerdem auch 
				noch Aufträge. Andere unternehmensnahe Stiftungen
				
				agieren ähnlich. 
                Wenn die Bundesrepublik Deutschland nicht in naher Zukunft 
				faktisch völlig von reichen Erben und vor allem von 
				Vermögensverwaltern beherrscht werden soll, während der 
				Wählerwille fast nichts mehr zählt, weil alle regierungsfähigen 
				Parteien in erster Linie die Wünsche (potenzieller) Investoren, 
				Arbeitsplatzbeschaffer und Parteispendengeber sowie die 
				Ratschläge angeblich unabhängiger, aber von Unternehmen oder 
				Wirtschaftsverbänden oder unternehmensnahen Stiftungen bezahlter 
				Experten berücksichtigen, ist eine Reform der Erbschafts- und 
				Schenkungssteuer meines Erachtens unerlässlich. 
                Angeblich leben wir in Deutschland in einer 
				Leistungsgesellschaft und gerade die Reichen in Deutschland, die 
				sich gerne als "Leistungsträger" bezeichnen (lassen), bestehen auf dieser 
				Gesellschaftsdefinition und tun gerne so, als entspräche sie der 
				Wirklichkeit. Tatsächlich aber haben rund zwei Drittel der 
				Reichen und Superreichen in Deutschland ihr Vermögen oder 
				zumindest viele Millionen davon schlicht und einfach geerbt – 
				und der Anteil der reichen Erb(inn)en wächst – und jene Selfmademen, die ihr Vermögen 
				durch geschicktes Agieren am Markt selbst erwirtschaftet – wenn 
				auch in der Regel nicht wirklich "hart erarbeitet" haben, wie 
				sie selbst gerne glauben –, indem sie z. B. eine Marktlücke 
				entdeckt und passende Produkte oder Dienstleistungen angeboten 
				haben, sind unter den Reichen und Superreichen deutlich in der 
				Minderheit. Und sofern die Selfmademen auf ihrem Weg zum Erfolg 
				Wagniskapitalgeber beteiligen mussten, haben sie damit 
				wahrscheinlich die Erben alter Vermögen, die oder deren 
				Vermögensverwalter ein paar ihrer vielen Millionen in 
				Wagniskapitalfonds investiert haben, noch reicher gemacht. Jene 
				Menschen in Deutschland und anderswo dagegen, die wirklich hart 
				arbeiten und am Ende ihres Arbeitslebens oftmals körperlich 
				und/oder psychisch kaputt sind, zählen in der Regel zu den 
				Gering- oder zu den Durchschnittsverdienern und können schon allein 
				deshalb kein nennenswertes Vermögen aufbauen, weil sie das 
				erarbeitete Geld 
				zum Leben brauchen. 
                In einer strikten Leistungsgesellschaft müssten Schenkungs- und 
				Erbschaftssteuer konsequenterweise 100 % betragen, denn die 
				Beschenkten und die Erben haben für das Geschenkte bzw. Geerbte 
				nichts geleistet und verdienen es folglich nicht. Dass der Erblasser möglicherweise etwas geleistet hat, 
				zählt nicht mehr, denn er hat seinen Lohn dafür in Form des 
				Genusses der Früchte seiner Arbeit bzw. seines Wirtschaftens 
				bereits zu Lebzeiten erhalten. Auch wenn man weniger konsequent ist 
				und Schenkungs- und Erbschaftssteuer niedriger ansetzt, sollte 
				man doch jedenfalls darauf achten, dass sich nicht eine Klasse 
				von Reichen und Superreichen verfestigt, die nahezu das gesamte 
				Kapital- und Produktiv- und Immobilienvermögen Deutschlands 
				besitzen und aufgrund des damit verbundenen Einflusses in ihrem 
				Sinne und zu ihren Gunsten nicht nur die Richtlinien der 
				Politik, sondern Gesetze bis ins Detail bestimmen – welche 
				Parteien und Personen auch immer unter ihnen regieren. 
                Vorschläge für eine vernunftgemäße Gestaltung der 
				Erbschaftssteuer, insbesondere zur Begleichung der Steuerschuld 
				mit Sachwerten, z. B. Mietshäusern, oder Aktien oder sonstigen 
				Unternehmensbeteiligungen, die dem Staat / den Ländern zwar 
				keine kurzfristigen, aber dafür kontinuierliche und langfristige 
				Einnahmen ermöglichen, habe ich bereits in
				Marktmacht und 
				Staatsmacht, 
				Gemeinwohl statt Egoismus! und
				Vorschläge für ein 
				besseres Steuersystem skizziert. 
                Der Staat sollte übrigens auch verhindern, dass immer größere 
				Unternehmensanteile oder ganze Technologieunternehmen sowie 
				immer mehr Grund und Boden und Wohnanlagen in Deutschland von 
				ausländischen "Investoren" aufgekauft werden – notfalls durch 
				ein Verbot solcher "Investitionen". Tut er das nicht, könnte es 
				ihm/uns dereinst ergehen wie jetzt schon einigen afrikanischen 
				Staaten, wo ausländische "Investoren"/Unternehmen oder fremde 
				Staaten, z. B. China, bald mehr zu sagen haben als die Einwohner des Landes selbst.
 
                Entstehungszeit: Mai 2018
 
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